ÖPNV-Benutzung radikal vereinfachen

FDP-Regionalfraktion will Einfachheit statt Kuddelmuddel: das Zwei-Zonen-Tarifmodell für den VVS

Die Innenzone in Stuttgart wie hier einer Grafik in der Stuttgarter Zeitung und die Forderung nach dem großen Wurf – die FDP hat den Vorschlag dazu gemacht, wie dieser aussehen könnte. Verzichte auf die Sektoren und Ringe, die noch in der Grafik enthalten sind.

Der VVS will bis 2019 ein neues Tarifmodell entwickeln. Die FDP favorisiert ein Zwei-Zonen-Modell mit einer Zone in Stuttgart und einer für alle Kreise sagte Regionalrätin Gudrun Senta Wilhelm in der Regionalversammlung. Gudrun Wilhelm hat die Forderung der FDP-Regionalfraktion erneuert, nicht weiter auf Kleinklein in der Tariffrage zu setzen und vor allem belastbare Zahlen zu den Modellen vorzulegen. Außerdem soll der Verband besser als bisher an der Entwicklung des Tarifmodells beteiligt werden, da er ja auch einen wesentlichen Teil der Kosten trage.

Hier der Text der Rede im Wortlaut:

Sie kennen die Position der FDP aus den letzten Diskussionen: Wir lehnen das Tarifzonen-Kuddelmuddel ab, das sich über die Jahre hinweg entwickelt hat. Wir meinen, dass ein pfiffiges Modell her muss. Und wir sind durch die Reaktionen in den Kreistagen im Zusammenhang mit der geplanten Tariferhöhung für 2018, die wir im kommenden Verkehrsausschuss ablehnen werden, in dieser Position bestärkt worden.

Lassen Sie mich meine folgenden Ausführungen unter eine Überschrift stellen: „Vom Smartphone lernen, heißt siegen lernen“. Jeder von Ihnen hat eines, keiner hat eines zum Seniorentarif. Keiner hat eines mit Kurzstreckentarif, weil es so etwas nicht gibt. Keiner muss sich überlegen, in welche Zonen er telefonieren will. Flatrate heißt das Erfolgsgeheimnis. Die Kommunikations-Anbieter haben gelernt – Tarif Kunterbunt kannten die auch. Mit der Flatrate begann die Erfolgsgeschichte. Und dank sicherer Einnahmen wächst und wächst und wächst das Netz.

Eigentlich müssten wir als FDP-Regionalfraktion also eine Flatrate für das ganze Verbundgebiet fordern. Keine Zonen, ein Tarif, Tagesticket, Wochenticket, Monatsticket, Jahresticket fertig. Am besten natürlich möglichst für alle ein Jahresvertrag wie beim Handy. Betriebswirtschaftlich würde das Sinn machen – unser Produkt ist begehrt. Sozialpolitisch gäbe es kein Problem: Wer sich das Ticket nicht leisten kann, kann über Sozialleistungen unterstützt werden. Gerechtigkeitspolitisch macht das Sinn: Jeder Kunde, kann für das gleiche Geld die gleiche Leistung abrufen. Der Stuttgarter, der nach Welzheim fährt und der Welzheimer, der nach Stuttgart fährt, sind gleichgestellt.

Bleibt die Frage, warum schlagen wir jetzt vor, ein Zwei-Zonen-Modell zu prüfen? Weil wir wissen, dass es schon schwer genug wird, hierfür eine Mehrheit zu bekommen. Und weil wir sehen, dass wir in Stuttgart eventuell eine besondere Situation haben. Die Stuttgarter haben ein unvergleichliches Nahverkehrsangebot, von dem die Landkreise nur träumen können. Die SSB hat eigenen Angaben nach einen Kostendeckungsgrad von fast 100 Prozent, während die Landkreise zu schießen müssen. Die Datenlage ist ausgesprochen unübersichtlich. Die politischen Interessen auch.

Wir setzen darauf, dass sich das ändert, wenn die Tarifmodelle und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen näher betrachtet werden. Wir setzen darauf, dass die Neustrukturierung der Förderung durch Bund und Land auch neue Möglichkeiten eröffnet. Wir sehen den Zeitpunkt als optimal an, Tarifringe und das Zwei-Zonen-Modell zu prüfen. Und wir meinen, jeder, der für Tarifringe ist, kann problemlos dafür stimmen, auch das Zwei-Zonen-Modell zu prüfen, weil er ja sicher ist, dass die Ringe die bessere Lösung sind.

Wir haben im Moment ein Zeitfenster für diese Tarifreform. Wir können ein Zeichen dafür setzen, dass wir den Modalsplit verändern wollen. Denn das kostet Geld, da führt kein Weg daran vorbei. Stuttgart ist bereit zusätzlich fast 15 Millionen Euro in eine Tarifreform zu investieren. Die Landkreise könnten diesem Beispiel folgen. In der Sitzungsunterlage steht zu lesen, dass im Tarifsymposium des VVS im Januar deutlich wurde, dass auch in den Landkreisen dem Thema Wegfall der Tarifzonen in den Außenringen zunehmend Bedeutung in der politischen Diskussion zukommt. Und es heißt auch ganz klar: Wenn eine Umsetzung im Jahr 2019 erfolgen soll – vorher ist eine Umsetzung nach Angaben des VVS nicht möglich -, sind deshalb jetzt die Weichen dafür zu stellen.

Also stellen wir die Weichen. Und ich stelle zum Abschluss zwei Fragen an OB Kuhn als Vorsitzenden des Aufsichtsrates. In der Sitzungsvorlage steht zu lesen: Der VVS will … in seiner Aufsichtsratssitzung am 25.07.2017 vorschlagen um weitere Gespräche auf Leitungsebene vorzubereiten, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Gesellschafter zu bilden, die die in Frage kommenden Modelle und Berechnungen sichtet und bewertet. Die Frage ist, können wir davon ausgehen, dass der VVS-Aufsichtsrat eine Bewertung des Zwei-Zonen-Modells in seine Betrachtungen aufnimmt, denn weisungsbefugt ist die Regionalversammlung ja nicht?

Die zweite Frage bezieht sich auf das Gremium selber: Ist es möglich, diese Arbeitsgruppe um Vertreter der Regionalversammlung zu erweitern? Denn wir glauben, dass die Region bei der Suche nach einem zukunftsfähigen Tarifmodell unbedingt beteiligt sein muss. Die Region wird einen Teil der Kosten tragen müssen also ist es sicher angebracht, dass wir nicht wie beim VVS-Tarif einfach vorgesetzt bekommen, was sich andere ausgedacht haben. Wir haben lange genug bei der Festsetzung der Tarife unter dieser Ohnmacht gelitten. Das muss ich ändern, am besten natürlich im gegenseitigen Einvernehmen. Geben Sie sich einen Ruck!