IBA27: Stehen wir in 1.000 Tagen zufrieden da?

„Passiert genug, damit wir in 1.000 Tagen zufrieden dastehen?“ Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich Regionalrat Albrecht Braun in seiner Rede in der Regionalversammlung mit Blick auf den Zwischenstand der IBA 27: Die Menschen in ihrem Umfeld abzuholen sei nicht unkompliziert.

„Da gibt es einerseits Träume von den eigenen vier Wänden, andererseits die Notwendigkeit, auch Flächen für Produktion, Handel, Logistik und Gewerbe bereitzustellen.“ … „Wir müssen 2027 Konzepte für die nächsten 100 Jahre bieten, die diese fortschreiben.“ Dies zwei Zitate griff der Verband Region Stuttgart in seiner Pressemitteilung über den Ablauf der Sitzung bei diesem Tagesordnungspunkt auf.

Hier die vollständige Rede von Albrecht Braun am 17.04.2024:

… zunächst herzlichen Dank an Herrn Hofer für seinen mündlichen Bericht über den Zwischenstand bei der Entwicklung und Umsetzung der IBA `27. Solche Zwischenbilanzen sind nötig, weil wir hier mit dem Geld unserer Bürgerinnen und Bürger arbeiten. Deswegen wäre es schön, wenn die Verwaltung ab sofort selbst für regelmäßige Berichterstattung sorgt. Zumal wir, ab sofort sozusagen auf halber Strecke, sehen müssen, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Wobei es da einen Unterschied zwischen öffentlicher und interner Wahrnehmung gibt. Dass der Hauptsponsor Wolff & Müller Ende 2023 mit harscher Kritik vor allem an der Stadt Stuttgart ausgestiegen ist, war ein öffentlicher Paukenschlag. Dass er es mit der Argumentation tat, der IBA zum Erfolg verhelfen zu wollen, setzte ein bemerkenswertes Zeichen: „Ich wünsche mir eine übergeordnete Vision für alle IBA-Projekte, zum Beispiel ‚Wir bringen die Stadt an den Fluss‘. Unter dieser Überschrift ließe sich ein städtebaulicher Masterplan von der Innenstadt über den Bahnhof bis nach Bad Cannstatt entwickeln. Eine solche Vision hätte eine ähnliche Strahlkraft wie damals die Weissenhofsiedlung und wäre für die breite Öffentlichkeit verständlich und greifbar. Im Masterplan ließen sich dann all jene Megatrends wie New Work, Mobilität oder Neo-Ökologie zusammenfassen, die derzeit in vielen Projekten in der Region schon verortet, aber nur schwer erkennbar sind.“

Warum dieses ausführliche Zitat von Dr. Albert Dürr, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der WOLFF & MÜLLER Gruppe? Weil er recht hat und unser heutiges Thema auf den Punkt bringt. Von heute an sind es, je nach Eröffnungstermin Mitte 2027, noch rund 1.000 Tage bis alles stehen muss. Dann wären wir beim 22. April 2027.

Selbst ein paar Tage mehr, machen den Kohl nicht fett. Es ist ganz klar, spätestens nach der Regional- und Kommunalwahl müssen Entscheidungen gefällt werden. Herr Hofer hat gerade beschrieben, was aktuell geschieht. Aber die Frage, die heute zu beantworten ist, heißt: Passiert genug, damit wir in 1.000 Tagen zufrieden dastehen?

Wie ist „zufrieden“ zu definieren, denn Prognosen sind ja bekanntlich schwierig, vor Allem weil sie die Zukunft betreffen. Von wem dieses Zitat stammt, es wird unterschiedlichen Urhebern von Mark Twain bis Karl Valentin zugeschrieben, ist unerheblich. So oder So beschreibt er Dilemma und Lösungsansatz gleichermaßen

Für unsere Fraktion betrifft die Zufriedenheit ganz klar die Sichtweise der Menschen in der Region auf die Bauausstellung und was sie ihnen bringt, getreu dem erfolgsträchtigen Motto: Der Köder muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler: Dazu müssen die Menschen in ihrem Umfeld abgeholt werden und das ist nicht unkompliziert. Da gibt es einerseits Träume von den eigenen vier Wänden, andererseits die Notwendigkeit neben Flächen für Wohnen, auch solche für Produktion, Handel, Logistik und Gewerbe bereitzustellen.

Da gibt es den Bedarf an Fachkräften und die Voraussage des Statistischen Landesamtes, dass die Bevölkerung in der Region bis 2030 um 35.000 möglichst arbeitswillige Menschen wachsen wird. Das entspricht mit nur 1,4 Prozent Zuwachs aber immerhin einer neuen Stadt wie Kornwestheim für die Region.

Verteilt auf der Fläche unserer Region lässt sich das sicher managen. Zumal, wenn wir eben ein zukunftsweisendes Konzept mit Blick auf die Bedürfnisse der Menschen haben: Vielleicht mit dem Ziel der, ich zitiere, „Schaffung einer modernen Wohnsituation für bürgerliche Mittelschichten“, in Ein- und Mehrfamilienhäusern“, verbunden mit „Kosteneinsparung beim Bau“ und „mit einer Erhöhung der Wohnqualität“. Nein, das ist wohl zu wenig. Das sind ja die Definitionen, die für die Weißenhofsiedlung seit 1927 gelten. Wir müssen 2027 Konzepte für die nächsten 100 Jahre bieten, die diese fortschreiben. Das mehrdimensionale Leitmotiv der IBA 2027 hat mich von Beginn an begeistert und wie gesagt, wir haben noch rund 1.000 Tage.