Glasfaser muss faster gehen

„Auch ich gehöre zu denjenigen, die noch keinen Glasfaseranschluss in Stuttgart haben, aber dringend einen brauchen können, beruflich wie privat…“, relativierte FDP-Regionalrätin Gabriele Heise die Erfolgsmeldungen von Telekom und Gigabit Region vor der Regionalversammlung.

„Glasfaser faster, schnelles Internet schneller – das war das Versprechen, mit dem uns 2018 die Kooperation von Telekom und Verband Region Stuttgart in einer Gigabit Region GmbH schmackhaft gemacht wurde. Und es ist kein Geheimnis, dass unsere Fraktion damals recht skeptisch war. Diese Skepsis war, anders als bei meinem Vorredner von der AfD, nicht dadurch bedingt, dass die Telekom ein privates Unternehmen, sondern dadurch, dass sie ein Fast-Monopolist ist“, stieg Gabriele Heise in die Bewertung der Präsentation von Telekom und Gigabitregion ein.

„Leider sehen wir keinen Grund, heute das Ganze viel optimistischer zu bewerten“ war ihr Fazit aus dem Gesagten. Im Folgenden der weitere Text ihrer Rede: „Messen Sie uns an unseren Zahlen“, haben Sie, Herr Goldenits, in Ihrem Statement eben von uns gefordert. Das werde ich gerne tun und dazu einen Blick auf die Region werfen: Dass inzwischen (seit wann eigentlich?) hier 100.000 Haushalte einen Zugang zu Glasfaseranschlüssen haben und bis zum Jahresende nochmals 200.000 (wo?) dazu kommen sollen, hört sich ja gut an, hat aber einen Haken:  wir haben knapp 1,4 Millionen Haushalte in der Region. Davon bestehen 203.000 aus vier und mehr Personen. Wir müssen also davon ausgehen, dass die meisten davon beim nächsten Homeschooling, das hoffentlich nicht kommen wird, nicht mit der notwendigen Bandbreite gesegnet sein werden. Ich bin also nicht allein. Schon dies macht deutlich: aus Sicht der Telekom mag der Anschluss von 100.000 Haushalten seit 2019 eine tolle Leistung sein, hochgerechnet auf den Gesamtbedarf ist er das nicht.

Auch, dass der Anschluss von 100 Gewerbegebieten in der Region Rekord darstellt, stimmt sicher. Das sagt aber über den tatsächlichen Anschlussgrad der mehr als 130.000 Gewerbetriebe in der Region nichts aus. Und die vielen Freiberufler samt ihren Mitarbeitenden, die häufig nicht in Gewerbegebieten, sondern in Misch- oder Wohngebieten zu finden sind, sind da noch nicht mitgerechnet. Das zeigt: auch hier hinken wir dem Bedarf weit hinterher.

Wird sich daran etwas ändern? Wohl kaum…. Ich hatte ja bis zu meinem Redebeitrag ein bisschen Zeit, habe daher mal die Zahlen, die Sie vorhin genannt haben, grob durchgerechnet: wenn Sie von Ende 2019 bis Ende 2021 eine Steigerung von 1,2 % Abdeckung auf knapp 12 % geschafft haben, wie Sie, Herr Bahde, es ausgeführt haben, also gut 11 % in zwei Jahren, würden Sie, wenn Sie kontinuierlich so weitermachen, in den bis Anfang 2030 noch verbleibenden 8 Jahren 44%  weiteren Zuwachs bei der Versorgung mit Glasfaser erreichen, insgesamt bis Anfang 2030 also knapp 55 %. Selbst bis Ende 2030 wären es bei dem Tempo nur knapp 60 %. Das mag aus Ihrer Sicht gut sein, sind dann aber immer noch 30 % weniger als die 90 %, die Sie erreichen wollen –  Herrn Höttges lasse ich jetzt mal ganz außen vor….

Das soll keine Beckmesserei sein. Wir wollen auch gar nicht rummäkeln. Im Gegenteil: wir wollen motivieren. Motivieren dazu, unsere Zweifel zu zerschlagen und unser aller Wunsch nach „Glasfaser faster“ in Erfüllung gehen zu lassen.  

Klare Bekenntnisse dazu, wie wichtig die Digitalisierung für die Region Stuttgart ist, haben Sie von uns allen heute bekommen – und sich ja auch selbst entsprechend eingelassen. Zur Digitalisierung bekennen tun sich aktuell auch die Verhandlungspartner in Berlin. Vielleicht gibt auch das noch ein bisschen Schub. Zumindest hoffen wir das.

Wir danken Ihnen für Ihr Kommen und geben Ihnen mit auf den Weg: beschleunigen Sie den Ausbau und zerstreuen Sie unsere Zweifel. Wir halten uns die Daumen, dass Ihnen das gelingt. Wie? Ich darf Sie zitieren: „Einfach machen“!