KI braucht ein Konzept

Einen Handlungskatalog, der zehn Felder definiert, in denen die Region den wirtschaftlichen gestalten soll, hat die FDP-Regionalfraktion beantragt. Eines diese Felder ist die Entwcklung der Künstlichen Intelligenz. Hier sollen sich die Regionalräte und -rätinnen direkter einbringen können.

In seiner Rede vor der Regionalversammlung beschrieb Hartfrid Wolff, wie sich die Fraktion den weiteren Fortgang vorstellt: „Der lobenden Worte sind genug gewechselt, wir würden gerne Taten sehen. Was die Verwaltung als Zusammenfassung des aktuellen Sachstands in Sachen künstlicher Intelligenz auf sechs Seiten zusammengetragen hat, ist eine Basis.

Oder besser: ein Startblock. Das kann viel sein. Das kann aber auch wenig sein.

Denn eines beantwortet die Unterlage nicht: Sind wir schon gesprungen?

Sie lobt:

„Mit der wegweisenden Entscheidung der Regionalversammlung für ein Kofinanzierungsprogramm im Themenfeld KI hat sie die Möglichkeit geschaffen, dass die investiven Bausteine des Antrags für einen Innovationspark KI in der Region Stuttgart mit den bereits zugesagten Finanzierungen aus den Kommunen in die Umsetzung gebracht und weitere innovative und investive Projekte unterstützt werden können.“

Sie zählt auf:

Aber die entscheidenden Antworten fehlt: Was von dem, was aufgezählt wird, wäre ohne die Region nicht passiert? Was geht auf unsere „wegweisende Entscheidung“ zurück?

Wir haben eine Sammlung von Projekten. Aber haben wir eine Strategie, in der diese Projekte verknüpft werden? Haben wir einen Handlungskatalog?

Wir haben zumindest ein Gremium, in dem wir eine Strategie entwickeln können. Digitalisierung und KI bilden die Basis für viele Entwicklungen in der Transformation der Wirtschaft – darum sich zuerst zu kümmern, ist eine der entscheidenden Aufgaben.

Es ist kein Geheimnis, dass die FDP der AG Wirtschaft im Wandel anfangs kritisch gegenüberstand, weil sie ihr zu theorielastig schien. Im Zuge der Entwicklung sieht das jetzt anders aus. Die AG könnte in diesem Punkt die Federführung und die Koordinierung übernehmen, die bis jetzt von der Wirtschaftsförderung alleine gestemmt wird. Digitalisierung und KI sind hier die Hauptthemenfelder – in der Nutzung unserer Ressourcen, in der Energiewirtschaft, Produktion bzw. Industrie 4.0, SmartRegion, etc.

Die AG Wirtschaft im Wandel könnte damit dem Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung so zuarbeiten, wie es die AG Verkehr bereits über Jahre hinweg erfolgreich tut.

Denn die „weitere Vorgehensweise“, die die Geschäftsstelle am Ende der Vorlage vorschlägt, ist zu wenig. Strategische Planung über die nächsten 10-20 Jahre muss das Ziel sein. Die Vorlage von Anträgen ist gut – ein konzertiertes, strategisches Programm ist Mehr – und entscheidend.

Das ist zumindest unserer Fraktion nicht ausreichend. Wir wollen unsere Fachkompetenz einbringen und ich will ganz unbescheiden festhalten: Sowohl ich als auch mein Stellvertreter in der AG, Volker Weil, bringen auf diesem Sektor umfassendes Fachwissen mit. Das ist natürlich keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft, kann aber auch nichts schaden.

Der Zufall, und das ist wirklich so, weil die angesprochene Sitzungsvorlage ja erst verspätet bereitgestellt wurde, will es, dass unsere Fraktion auch bereits einen Antrag eingebracht hat, auf dessen Grundlage wir nach der Sommerpause direkt starten können.

Dabei hoffen wir auf eine Mehrheit für einen Handlungskatalog, der auf den am 16.03.2022 beschlossenen neun Thesen zu einer nachhaltigen Region Stuttgart aufsetzt, mit dem Ziel, wie beschlossen den „wirtschaftlichen Wandel nachhaltig (zu) gestalten“.

Punkt 10 schlägt vor, ich zitiere, „bestehende Wirtschaftsbereiche und Zukunftsbereiche zu verknüpfen.

Denn dynamische Wirtschaftsstandorte leben von der Vielfalt. Sie benötigen und generieren regelmäßig neue Impulse. Deshalb müssen parallel zur Entwicklung und Transformation der bestehenden Wirtschaftsbereiche neue Zukunftsbereiche aufgebaut werden, beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Damit diese Impulse auch volkswirtschaftlich dauerhaft wirken, müssen bestehende und neue Wirtschaftsbereiche von Anfang an eng miteinander verknüpft werden. Hierbei ist auch zu evaluieren, ob die Zusammenarbeit mit weiteren Regionen vorteilhaft für die Entwicklung dieser Bereiche in der Region Stuttgart sein kann.“

Sie sehen, wir meinen, dass die Regionalrätinnen und -räte als Impulsgeber für KI-Projekte dienen können, aber auch als die ersten Evaluatoren von Projekten, für die wir das Geld unserer regionalen Steuerzahlenden bereitstellen.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir schon einmal als zweiter Sieger durchs Ziel gingen.

Das darf uns nicht noch einmal passieren: Werfen wir also unsere Kreativität und unsere natürliche Intelligenz zusammen, um die Entwicklung bei der Künstlichen Intelligenz auf einen Weg zu bringen, der unseren Forschungseinrichtungen und Unternehmen den entscheidenden Vorsprung verschafft.

Aber nicht vergessen: Viele sind schon losgelaufen. Ein Sprint ist nunmehr nötig. Wir müssen uns erst noch an die Spitze setzen.“