Monthly Archives: Juli 2015

Nur Regionen überleben, die für Neues offen sind

Region: Attraktive Rahmenbedingungen für kreatives Gründerpotenzial und Ideen

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Regionaldirektorin Nicola Schelling beim Sommerempfang der FDP

„Verantwortung für eine erfolgreiche regionale Zukunft“ war der Sommerempfang der FDP-Regionalfraktion im Verband Region Stuttgart (VRS) überschrieben. Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling befasste sich dabei speziell mit der Frage „Eine Region, viele Interessen – wie gestalten wir unseren Standort zukunftsfähig?“ „Wir müssen Innovationen und Dynamik fördern, auch wenn einzelne Wege mal ins Nichts führen“, plädierte Schelling, dabei gelte es, attraktive Rahmenbedingungen für kreatives Gründerpotenzial und kreative Ideen zu schaffen. Kai Buschmann, der FDP-Regionalfraktionsvorsitzende hatte zuvor schon in die gleiche Kerbe gehauen und darauf hingewiesen, dass in der Geschichte nur die Regionen auf Dauer überlebt haben, die offen für Zuwanderer und neue Ideen waren: „Wer aus Angst vor Wohlstandsverlusten auf Abschottung setzt, gefährdet den Wohlstand, den er verteidigen will. Das ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“

Sommerempfang der FDP-Regionalfraktion – diesmal im Kreis Göppingen. „Das ist immer eine gute Gelegenheit, einmal tiefer zu graben und Grundsatzfragen anzusprechen“, begrüßte der Vorsitzende Kai Buschmann die rund 50 Besucher in Tagungssaal des Hotels Eichenhof in Eislingen.

Eislingen, der „Ort der Vielfalt“, wie OB Klaus Heininger in seinem Grußwort betonte, sei nicht nur für sein gelungenes Integrationsengagement, sondern auch als Industrie-, Kultur- und Sportstadt bekannt. Die Stärkung des Mittelstands hält Heininger für die Ausgangsbasis für Wohlstand und Wachstum. „Konzentrieren Sie sich aber nicht nur auf Wirtschaftspolitik, mischen Sie sich weiter in alle Felder ein, wie Sie das in der Region ja bisher schon recht erfolgreich tun“, gab er der Regionalfraktion mit auf den Weg.

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Werner Simmling

 

Der Wirtschaftsmotor im Kreis Göppingen brumme zwar, zeige aber doch spürbar einige Fehlzündungen, gab der Göppinger FDP-Kreisvorsitzende Werner Simmling zu bedenken. Die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung für die Schwäbische Alb und damit für den Kreis sehe nicht rosig aus. Der Kreis müsse attraktiver werden. Der Weiterbau der B10, Anbindung ans S-Bahn-Netz und der Breitbandausbau sind für ihn wichtige Wettbewerbsmerkmale. Dabei sei auch der VRS gefragt.

Einblicke in ihre aktuelle Arbeit gewährte anschließend die vierköpfige FDP-Regionalfraktion um ihren Vorsitzenden Kai Buschmann. Der verkehrspolitische Fraktionssprecher und „hauptberufliche Eisenbahner“, Armin Serwani hält die Mobilität in der der verkehrsreichen Region Stuttgart für einen wichtigen Standortfaktor. „Wir müssen uns für alles einsetzen was den Verkehr flüssig hält.“ Er hält den ÖPNV für wichtig „und wir von der Region fördern ihn so gut es geht, aber der ÖPNV hat auch Grenzen, nicht jeder Winkel kann damit erschlossen werden“. Albrecht Braun, wirtschaftspolitischer Sprecher, sprach die Kostenfrage an: „Der VRS finanziert sich ja aus Geldern der Kommunen der Region.“ Deshalb sei bei der Verwendung dieser Gelder immer auch die Frage wichtig, Die Vision, die Region mit Sport zu verbinden, treibt wiederum Gudrun Wilhelm, die kultur- und sportpolitische Sprecherin der Fraktion, um. Der Wunsch, die Olympiade in die Region zu bringen, entstand als sie 2004 eine der vielen Fackelläufer nach Athen war. „Wir haben hier tolle Sportstätten in Böblingen, Sindelfingen, Eislingen…. – Mit so einer Aktion würden wir erkennen, wie groß die Region ist; die Akzeptanz für den Verband Region Stuttgart könnte wachsen.“

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Kai Buschmann

Die leistungsfähige und pulsierende Region, die einen Stadt- und fünf Landkreise und insgesamt 2,7 Millionen Menschen umfasst, in die Köpfe der Menschen zu bringen – das schafft vielleicht der neue Imagefilm der Region, den Kai Buschmann präsentierte. Anschließend ging er der Frage des Auf- und Abstiegs von Regionen nach. So schaffte die Region Stuttgart im 19. Jahrhundert den Wandel von der Textilindustrie über den Maschinenbau bis hin zur Automobilindustrie von einem ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Raum zu einer führenden deutschen Industrieregion.

Im Ruhrgebiet hingegen hinterließ der parallele Strukturwandel deutliche Spuren. Manche Wirtschaftsexperten sehen den Auf- und Abstieg als gegeben an, da sich neue Technologien und Wirtschaftsstrukturen insbesondere in Regionen entwickeln, die zuvor wenig Bedeutung besaßen.

Andere wie der Wirtschaftshistoriker David Landes sehen in der Kultur eine entscheidende Rolle. Als Beispiel führt Landes den Niedergang Spaniens an. Die damalige Weltmacht strauchelte im 16. Jahrhundert durch die Hexenjagd auf Andersdenkende: „Man verschloss sich neuen Erkenntnissen und erstickte Initiative und Kreativität im Land“. Landes Fazit: Intoleranz schadet dem Täter mehr als dem Opfer.

Der US-Ökonom Richard Florida hat die Bedeutung von Toleranz für wirtschaftlichen Wohlstand noch schärfer herausgearbeitet, sagt Kai Buschmann: „Technologie, Talent, Toleranz“ seien demnach ausschlaggebend, „und zwar alle 3 T gleichermaßen“. „Wir hier in der Region sind bei der Technologie gut dabei“, so Buschmann. „Talente“ von außen wandern aus dem In- und Ausland ebenfalls zu. „Sie schließen nicht nur die Fachkräftelücke, sondern verkörpern Ideenpotenzial“. Bei der Toleranz hingegen sieht Buschmann durchaus „Luft nach oben“: So sei etwa die Bildungsbeteiligung von Migranten sowie die Willkommens- und Anerkennungskultur verbesserungsfähig.

Dialog mit dem Publikum

Dialog mit dem Publikum

Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling, steuerte ihre Gedanken über die zukunftsfähige Gestaltung des Standorts bei, die in ähnliche Richtung gingen: „Wir müssen Innovationen und Dynamik fördern, auch wenn einzelne Wege mal ins Nichts führen“, plädierte Schelling. Dabei gelte es, attraktive Rahmenbedingungen für kreatives Gründerpotenzial und kreative Ideen zu schaffen. Zugleich müsse sich die Region als Automobilregion mit der Zukunft der Mobilität beschäftigten, mit dem Ausbau der Elektromobilität, dem Vorantreiben des autonomen Fahrens und auch mit der intelligenten Vernetzung der Systeme: „Wir haben eine gute Infrastruktur, die wir jetzt sozusagen smart ausbauen müssen.“ Die Menschen verlangten flüssige Reisewege, die beispielsweise über Mobilitätsplattformen einfach zu erfragen und umsetzbar seien. Offen sein für Neues, sei eine Grundvoraussetzung, betonte die Regionaldirektorin, und natürlich müsse auch der Datenfluss klappen: „Das Breitband ist wichtig für den digitalen Fortschritt.“

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Armin Serwani

Albrecht Braun

Albrecht Braun

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Gudrun Wilhelm

Fragen aus dem Publikum

Fragen aus dem Publikum

Gesprächsrunde

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Im Dialog mit dem Publikum – Thomas Kiwitt (mit Mikro) und Nicola Schelling, vorne links OB Klaus Heininger.